Johann Friedrich Oberlin

Visionär des Himmels und Arbeiter auf Erden

Der Pfarrer, Pädagoge, Botaniker und Verfechter der Menschenrechte Johann Friedrich Oberlin (1740-1826)gilt als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des Elsass des 18. Jahrhunderts. Sein Ziel war es, eine neue Gesellschaft zu errichten; der Weg dorthin die ganzheitliche Bildung des Menschen in seiner Lebenswelt: Intellekt, Handwerk, Kunst, Wirtschaft, Spiritualität. Sein Werk kann als Sinnsuche, als Suche nach dem goldenen Mittelweg aufgefasst werden.

Um die Lebensbedingungen der Bewohner des Steintals im Elsass zu verbessern, stellt er ein echtes wirtschaftliches und soziales Entwicklungsprogramm auf die Beine: effizientere Nutzung der natürlichen Ressourcen der Region, Ausbau der Verkehrswege, Einrichtung einer Hilfs- und Kreditkasse, Förderung des Handwerks und der Textilindustrie, Einführung neuer Kulturpflanzen etc.

J. F. Oberlins Gedanken zur Pädagogik und Erziehung stehen unter dem Einfluss der pietistischen Herrnhuter Tradition und am Ursprung des Konzept des Kindergartens bzw. der Vorschule. 1769 gründet er die ersten „Strickschulen“, die er sog. „Kleinkinderlehrerinnen“ anvertraut. In diesen „Kleinkinderschulen“ wird eine Pädagogik der Öffnung zur Welt praktiziert, welche die Achtung des Rhythmus des Kindes erstmals zum Prinzip der Erziehung erhebt. Leibesübungen zur Ertüchtigung des Körpers, die praktische Umsetzung des Gelernten und die Nutzung des Spieltriebs für den Lernprozess ergänzen das pädagogische Programm.

Silhouette J.F. Oberlin, 1805